Dieser Text stammt vom Südwest-Rundfunk als Begleitmaterial zur Sendereihe »Kaffee oder Tee«. Leider ist der Original-Artikel unter der Adresse http://www.swr.de/kaffee-oder-tee/tipps-tricks/wein/2002/08/07/index.html nicht mehr abrufbar. Um die Informationen zu erhalten, haben wir eine Kopie auf unseren Seiten abgelegt. Wir besitzen keine Rechte am vorliegenden Text.
Der Volksmund weiss es noch: früher hat man Wein in Schläuche gefüllt! Manchmal eben auch alten Wein in neue Schläuche…. Die Flasche ist ja als Wein-“Verpackung” recht jung, erst im 17. Jahrhundert und dann auch nur zögerlich üblich geworden. Vorher gab’s Fässer und eben – für den persönlichen Gebrauch – Schläuche. Zum Beispiel aus Ziegenhaut. Solche Exemplare werden heute noch in manchem mediterranen Urlaubsland als Souvenir verkauft. Funktionell ist das nicht, aber schön…
Wein im Kanister, Vin en vrac, Bulk-Wine:
Unter solchen Bezeichnungen werden in vielen Weinbauländern einfache Weine ab Kellerei, Weingut, Genossenschaft angeboten. Vor allem im französischen Midi ist es üblich, mit einem Kanister eine grössere Menge Wein für den Alltagsverbrauch direkt abzuholen. Der Nachteil: wenn Wein abgelassen wird, kommt immer mehr Luft rein, der Wein oxidiert und wird im Grunde sehr schnell minderwertig bis ungeniessbar.
Bag-in-Box:
So heisst die geniale Weiterentwicklung des Systems. Die Tasche im Karton, könnte man das etwa übersetzen. Von außen ein Pappkarton, aber drinnen ist ein Folienschlauch. Der Karton ist Schutz beim Transport und gegen Licht sowie Werbeträger, die Folie wird unter Vakuum befüllt und zieht sich deshalb ohne Blubbern und Luftsaugen zusammen, wenn Wein herausgelassen wird. Da kommt dann keine Luft dran und die Weine sind durchaus mehrere Wochen haltbar. Diese Folien sind mehrlagige Hightech-Produkte, die vor allem selbst
Sauerstoff-undurchlässig sein müssen, dazu lebensmittelecht (damit der Wein nicht danach schmeckt!) Verwendet werden z.B. Polyethylen in Verbindung mit Ethyl-Vinyl-Alkohol/EVOH. Nur wenn sowohl der Beutel als auch der spezielle Verschlusshahn absolut dicht sind, kann verhindert werden, dass sich der Wein verändert und auch noch mal zu gären beginnt. Die gesamte Verpackung kann getrennt auch im Gelben Sack bzw. der Altpapiertonne entsorgt werden.International verbreitet:
In Deutschland sind solche Verpackungen eher selten, aber in Australien werden 70% des Weins so gekauft und auch in Neuseeland ist Bag-in-Box sehr verbreitet. Dort gibt es das sogar ab 1 Liter Inhalt. Bei uns werden in der Regel 5 und 10 Liter angeboten. Bag-in-Box kommt gerade der Gastronomie gelegen, denn es gibt keine Reste und die Weine sind immer frisch. Sehr gut eignen sich solche Weine aber auch für Partys und Grillfeste.
Die Weine im Schlauch:
Sie gelten oft als minderwertig. Sind sie sicherlich nicht. Nur finden sich jedenfalls auf dem deutschen Markt auch keine wirklich guten Tropfen darin. In der Regel sind es ordentliche Konsumweine. Sie kosten übrigens auch ordentliches Geld. Prinzipiell werden die Weine für die Box genauso behandelt wie Flaschenweine auch. Allerdings muss man auf die Kohlensäure acht geben. Gerade Weiße kriegen gerne einen Schuss mit in die Flasche, damit sie frischer wirken. Da ist Zurückhaltung angesagt, denn bei hohen Temperaturen und wenn die Box geschüttelt wird, dann könnte der Plastikschlauch platzen.
Gelegenheit macht Diebe:
Der Weinschlauch zuhause kann eine schöne Sache sein. Allein: die ständige Verfügbarkeit verführt dazu ein Gläschen mehr zu trinken. Das rechte Maß (die Flasche) fehlt halt. Tipp: einfach eine abgemessene Menge in eine Karaffe füllen, dann geht der Überblick nicht verloren.
Der kleine, billige Bruder:
Weine im Pappkarton gibt’s auch im Liter-Maßstab, in den Backsteinformen a la Tetra-Pak. Auch die sind innen foliert, allerdings ist die Folie fest und kann nicht zusammenfallen. Deshalb kommt Luft rein. Das ist bei dem geringeren Volumen nicht so wichtig. Das größte Problem ist die Qualität: in solche Behältnisse wird nun wirklich die unterste Qualitätsstufe eingefüllt.